|
|
|
die Oberlausitz - mit der typischen Mundart und dem Heimatgefühl
|
|
Die Oberlausitzer Mundart, Äberlausitzer Mundoart, ist ein Dialekt, der heutzutage ausschließlich im äußersten Süden der Oberlausitz gesprochen wird.Er gehört zu den Mitteldeutschen Dialekten.
Seine genaue Herkunft und Verwandtschaft zu bestimmen ist recht schwer. Es wird angenommen, dass diese Form des Dialektes von fränkischen Siedlern stammt, welche sich in dieser Region
niedergelassen hatten. Vom obersächsischen Dialekt unterscheidet sich die Mundart vor allem durch das Nichtvorhandensein der Konsonantenerweichung und das Nichtverwenden der hier üblichen
französischen Lehnwörter.
Die Oberlausitzer Mundart ist aufgrund ihres Vorkommens eine
Bergsprache, passt sich somit eher in den Reigen der verschiedenen sächsischen Bergdialekte ein und weist gewisse Ähnlichkeiten mit dem
osterzgebirgischen Dialekt auf. Eine größere historische Nähe existiert allerdings zu den früher weiter östlich und südlich von den Deutschen in
Böhmen gesprochenen Dialekten, dem Nordböhmisch und Gebirgsschlesisch bzw. Schlesisch (deutscher Dialekt). Man kann die Mundart so auch als einen der wenigen verbliebenen Sudetendialekte
bezeichnen. Stärkstes Kennzeichen des Dialektes ist das weit im hinteren Rachen gebildete und so “stark gerollte R“, welches jedoch
regional sehr unterschiedlich auftritt und das, wie man in der Region sagt, angeborene “nu” (als Ausdruck der Zustimmung).
Die Oberlausitzer, die das "rollende R" in seiner reinen Urform artikulieren können, werden als "Edelroller"
bezeichnet. Der naturbelassene Oberlausitzer hat, wie man sagt, "a Rad'l a dr Gurgl". Das "rulln" (rollen)
wird zum Teil auch als "kwurrln" (quirlen) bezeichnet. Am leichtesten fällt die Aussprache des "rollenden R"
denjenigen, die der englischen Ausdrucksweise mächtig sind - im Idealfall mit amerikanischem Akzent.
Dieses "rollende R" kann man an folgendem Beispiel mit dem englischen Wortes "roll" üben. Man merke sich die Aussprache des "R"
und ersetze diese Aussprache an den entsprechenden Stellen:
zum Test: "a Rad'l a dr Gurgl" (= ein Rad in der Gurgel ... weil das “R” so trefflich gerollt wird)
|
|
Im heutigen Gebiet der Oberlausitzer Mundart, dem Bergland zwischen Bischofswerda und Zittau, haben viele
Orte noch ihre sprachlichen Unter-Eigenheiten. Wie bei den meisten Mundarten existiert für die Oberlausitzer Mundart keine einheitliche Orthographie. Schon in 10 km entfernten
Orten der Oberlausitz können einzelne Silben ganz anders betont, einzelne Buchstaben "verschluckt" werden. Auffallend in der Oberlausitzer Mundart bzw. der
Neulausitzer Mundart ist, das zwei Wörter zusammengezogen werden, also verkürzt wird; z. B. "kömmer" für "können wir"; "mer moachn'ch roaa" für "wir
machen uns dran". Eine konkrete Abgrenzung der Sprachregionen ist kaum möglich.
Einer der Wegbereiter der Oberlausitzer Mundartforschung war Anfang des 20.Jahrhunderts August
Matthes. Er reiste mit einem Notizbüchlein durch die Oberlausitz und schaute den Leuten genauer "aufs
Maul". Er erkannte bereits damals, dass es von Ort zu Ort mehr oder minder große Unterschiede im
Gebrauch der mundartlichen Sprache gab. Biehms Koarle, wie August Matthes mit Spitznamen auf
"Äberlausitsch" genannt wurde, stellte auch fest, dass der Oberlausitzer Dialekt in und um Ebersbach am
urwüchsigsten ist. Er machte das an dem Wörtchen "sein" fest. Während dieses Wort im übrigen Teil der
Oberlausitz wie im hochdeutschen ausgesprochen wurde, benutzte man in Ebersbach statt "sein" das Wort
"senn". Deshalb nannte August Matthes die Ebersbacher auch die "Senner".
|
|
der Oberlausitzer Mundartraumes kann in drei große Gebiete aufgeteilt werden:
|
|
- die westliche Kürzungsmundart (um Weifa),
|
|
- das Kernfeld (das August Matthes die "Senner" nannte)
|
|
- und die östliche Kürzungsmundart (um Ostritz).
|
|
|
Kürzungsmundart heißt, dass Buchstaben und Buchstabengruppen (vor allem
Vokale) bei veilen Ausdrücken verschluckt werden. Hier zwei Beispiele:
Das Verb "laufen" heißt im oberlausitzer Dialekt “loofen” und in den beiden Kürzungsmundarten "loofn". Das "e" von "loofen" wird
unterschlagen. Ähnlich lässt sich diese Eigentümlichkeit an dem Wort “gesagt” feststellen. In dem Kernfeld der oberlausitzer Sprache heißt es "gesoit", woraus in den beiden
Kürzungsmundarten "g´soit" wird.
Neben den drei Mundartgebieten gibt es jedoch von Ort zu Ort Unterschiede im dialektalen Sprachgebrauch. Besonders hervorzuheben sind die Ortsmundarten von Seifhennersdorf und Schirgiswalde.
Das rollen in der Oberlausitzer Mundart ist vielen bekannt. Das "R" wird in der Oberlausitzer-Sprache
gerollt. Nachfolgend nun eine Gegenüberstellung der oberlausitzer Mundart - “wie’s aus der Gusche rullt” - mit der hochdeutschen Artikulierung.
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Neugersdorfer Schießen (= Fest)
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Impressionen aus der Oberlausitz
|
|
|
|
|
|
|
|
A guder Nubber is miher wart, oas wie a weiter Bruder.
|
|
Ein guter Nachbar ist mehr wert, als ein weit entfernt wohnender / selten gesehener Bruder.
|
|
s guckn mihrer oogn as Tippl, wie aus’n Tippl
|
|
es gucken mehr Augen in die Tasse, als aus der Tasse = eine sehr dünne Suppe (keine Fettaugen)
|
|
A Mäuer is kee Dummer, dar oarbeit oack an Summer, und is dr Summer langk, do macht dr Mäuer krank, und oarbeit ‘r an Winter, do kumm zer Kirmst de Kinder.
|
|
Ein Maurer ist kein Dummer, der arbeitet nur im Sommer, und ist der Sommer lang, da macht der Mauerer krank, und arbeitet er im Winter, kommen zur Kirmes die Kinder.
|
|
|
|
Abern gehiern an Kaller und ne uff’m Taller.
|
|
Kartoffeln gehören in den Keller und nicht auf den Teller.
|
|
Besser anne Fliege a dr Suppe, oas goar kee Fleesch an Tuppe.
|
|
Besser eine Fliege in der Suppe, als gar kein Flesch im Topf.
|
|
|
Ins Bett (= Federnkretscham) gehen.
|
|
Ba su ann Water joit ees kenn Hund raus.
|
|
Bei so einem (schlechten) Wetter treibt es keinen Hund raus.
|
|
Dirre wie a gemäster Zwirnsfoadn
|
|
spindeldünner Mensch, der so dünn ist, wie ein gemästeter Zwirnsfaden
|
|
Dar macht aus ann Foarz a Dunnerwater.
|
|
Der macht aus jeder Kleinigkeit ein Donnerwetter und übertreibt maßlos.
|
|
|
|
|
Immer mit der Ruhe! Nur nicht hetzen.
|
|
Doaas koannst de haaln, wie dr Daachdecker, oack ne su huch.
|
|
Das kannst Du halten, wie der Dachdecker, nur nicht so hoch = mach’ wie Du denkst
|
|
Schloft a bissl fix, doaaß dr murne fartch sedd.
|
|
Schlaft schnell ein, damit ihr morgen fertig mit schlafen seid. (=ausgeschlafen habt)
|
|
Dodruff bie ‘ch gespoannt wie a Saajgebiegl.
|
|
Darauf bin ich gespannt, wie ein Sägebügel. (= sehr neugierig und gespannt sein)
|
|
Da hilft kee Boarm und o kee Kloin, a jeder muss sei Päckl troin.
|
|
Da hilft keine Barmen und kein Klagen, ein jeder muss sein Päckchen tragen.
|
|
|
|
‘s wird glei aus oalln Knupplechern roachn !
|
|
Es wird gleich aus allen Knopflöchern rauchen.(= Du bekommst gleich Prügel)
|
|
Dar ginnt enn ne irscht de Luft zun Odnhuln.
|
|
Der gönnt einem nicht mal die Luft zum Atemholen.
|
|
|
|
Doaas gingk mer ieber ‘sch Mitzndächl.
|
|
Das hab ich nicht verstanden. Das ging mir über meinen Verstand / über die Hutschnur.
|
|
Nu sieh oack har und gucke - woaas macht dar fremde Hoahn uff menner Glucke.
|
|
sich verwundert fragen, was der fremde Hahn auf meiner Henne macht (doppelsinnige Auslegung)
|
|
Dar sitt aus, oas hätt’r ‘n Goalgn gestreeft.
|
|
Der sieht aus, als hätte er den Galgen gestreift = er hat eine sehr schlechte äußerliche Verfassung
|
|
Ju, unse Äberlausitz labt ! Se lacht uns oaa aus oalln Eckn. Und wenn mir'ch o ne dicke tun,
nee, nee, mir brauchn'ch ne versteckn. Herbert Andert
|
|
|
|
Aeberlausitzer Muttersprooche
|
Du ale gemütliche Sprooche, du, bei uns a dr Aebrlausitz, du bist a Stück Heemt, du gehirscht derzu,
du bist a Stück Aebrlausitz!
|
|
|
|
|
|
Su wie do de Barge und Täler sein, de Steene und oh de Beeme, du musst oh du, Muttersprooche, do sein,
sunst wär ees doch ne derheeme!
|
|
|
|
|
|
Du bist wie die Lausiter Menschn sein, so derbe und tust’ch ne ziern;
du bist groade raus und wetter ne fein. Ich tu dch immer garne hiern!
|
|
|
|
|
|
Bist bei uns immer derheeme gewast A gutn und schlaichtn Zeitn. Du bist wie a liebes und woarmes Naast.
War dch auslacht, dan koann’ch ne leidn.
|
|
|
|
|
|
Du bist a Stück Heemt, du gehirscht derzu, bei uns a dr Aebrlausitz, du ale gemütliche Sprooche, du;
du bist a Stück Aebrlausitz
|
Hermann Klippel 1896 – 1960
|
|
|
|
|
|
Unse Heemt und unse Sproche
|
Ju, unse Heemt und unse Sproche, die hoann’ch su raajcht zusoammgefunn und wie zwee gude alle Jackn
uff Tud und Labm hibsch verbunn.
|
|
|
|
|
Mit Bargn und mit tichtchn Dähln – su hucklch, bucklch wie’s do gitt – su rumplt’s o a unser Sproche,
doaß dar und jerr kee Wurt verstitt.
|
|
|
|
|
Mir quirln, su soin moanchmol de Leute, ju di, die’s abm ne su brngn,
und wenn’s is wirklch wulln versuchn, do kännt’s enn glei’n Bauch zersprengn.
|
|
|
|
|
Wenn enner vu dar dichn Surte a unser Sproche woaas derrzaahlt do merkt’s ees glei,
doaß ba dan dichn is Radl a dr Gurgl fahlt.
|
Herbert Andert 1879 – 1945
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
MUNDART: De richtsche Aussproche . . . die richtige Aussprache
|
|
`s koam amol enner zu mir, woas kenner aus dr Äberlausitz woar. Dar wullte uff Äberlausitzsch woas viertroin, und ich sullt`s`n waaigen dr Aussproche ieberhiern. Ich soite: "Na, do mach
oack lus!" Und a fing oa. A hoatte aber`n Zungnschlag ne richtsch weg und kunnte sei Schmeckelappel ne, wie`ch`s gehirrt, an Maule rimwelkern. Dermitte kloang oalls su troige. `s woar
kee Soaft hinne.
"Halt!" soite iech, "woart amol! Do miß mer irschte a poar Vuriebungn
machen derzu. Soit amol: Rhoaboarber!" Nur soite jerr: "Rhabarber." "Nee, doas is kenner, dar a dr Äberlausitz gewachsen is. Aber´s moag
amol gutt senn dermitte. Do hoa`ch Euch nu woas ufgeschriebm. Iech war`sch Euch vierlasn; doas last´r derno anooch:
A Rupperschdurf, do rissen de Riepel Riesler-Reinhulds Runkelriebm raus, und a Reinsch-Richard ruten Rampler-Rusen-Ranken ruppten die
Räkel o noa droa rim!" Nu loas dar`sch. Aber dos woar goar ne, oas wenn doas Rupperschdurfer Riepel gewaast wärn. "Nee", soite iech, "su
klingt doas ne. `s fahlt abm dr Soaft. Nu last mer amol doas vier, woas`ch do ufgeschriebm hoa: "Lucke-Lobel, Lurenz-Laberecht und
Liebschersch-Lui a Leckerschdurf gihn a leisen Laderloatschen und lussen`ch lange schune lange Loden wachsen!" Nu loas dar`sch vern Blaatel oab, wie´s abm enner macht,
dar aus Zschitzewitz is.-
"Richtch is ne, aber mir missen wetter. Soit amol `Wojn`!" - "Woahn." Iech schuttelte mit´n Kuppe und
meente: "Nu soit amol de Mehrzoahl `Waajne`!" - "Waahne." - "Lußt`s gutt senn! Euer Waajne senn ne
geschmärt! Sprecht amol `Abernkoallchel!" - "Abernkäuchel." - "Nee, nee!"
|
|
Satt´r, do woar amol enner, dar is vill Juhre a Amerika gewaast. Wie a na zwanzch Juhrn heem koam, hot`n niemand mih derkannt - ne amol sei Schulfreund Bihms-Fernand. Do hot dar Fremde gesoit,
Bihms-Fernand sällt`n oack amol noa woase froin vu jesfahrten. Bihms-Fernanden schuuß a Bloat, und a meente: "Soit amol `Abernkoallchel`!" Und do soite dar Fremde ganz naturgetreu
"Abernkoallchel". Do fiel`n Bihms-Fernand im Hoals und meente ganz geruhrt: "Anu gleeb`ch`s! Itze bist`s!" Und nu soit ihr oalle amol "Abernkoallchel".
Seid`r`sch oder seid`r`sch ne? Wams ne gegan is, dar brett´s abm ne. `s muss oageburn senn.
|
|
QUELLEN: Rudolf Gärtner aus: "Anne Fuhre Freede aus dr Äberlausitz", Herbert Andert
|
|
|
ausgewählte LINKS zur Oberlausitzer Mundart - über die Dichter der Oberlausitz Hermann Klippel, Herbert Andert, August Matthes (genannt "Bihms Koarle")
|
|
Biografisches zu Hermann Klippel, Herbert Andert, August Matthes
|
|
|
Gedichte von Klippel, Andert und Matthes
|
|
|
Beispiele zur Oberlausitzer Sprache
|
|
|
die Oberlausitzer Mundart
|
|
|
|
eine Aufzählung der oberlausitzer Mundartdichter:
|
|
Johann Andreas von Wagner Pseudonym Johannes Renatus, August Matthes bekannt unter Bihm´s Koarle aus Wehrsdorf, Emil Eichhorn, H. Schurf, Herbert Andert aus
Ebersbach / Sachsen, Hermann Klippel, Kurt Piehler aus Dresden, Kurt Junge, Rudolf Gärtner, Bruno Barthel aus Lohmen, Helmut Petzold . . .
|
|
|
|
|
ausgewählte LINKS über die oberlausitzer Mundart-Künstler und Mundart-Projekte
|
|
"Die Ebersbacher Edelroller"
- Oberlausitzer Mundart für jeden Anlass - die oberlausitzer Mundartgruppe - Träger des Kunstpreises der Oberlausitz http://www.edelroller.de
|
|
Hans Klecker
- ein Botschafter der Oberlausitz ... mit dem typischen oberlausitzer Humor und der unverwechselbaren Mundart ... auch als Hochzeitsbitter, als Reiseleiter und Wanderführer und für oberlausitzer Heimatabende buchbar http://www.klecker-hans.de
|
|
das Duo "Hans und Hans" - die beiden oberlausitzer Originale - Hans Pittermann
"Musikantenhansel" und Hans Klecker
"Schnakenhansel" singen, spielen und erzählen (mit viel Humor) von ihrer Oberlausitzer Heimat http://www.hansmusik.de
|
|
|
Mundart-Band "Pech & Schwefel" und oberlausitzer Liedermaching mit "KurtL - der Mann
mit der Gitarre" - Informationen, Links und MP3-Dateien sowie weitere Bands aus Ostsachsen http://www.bluestonemusic.de/
|
|
"Is ja dulle, wie ich rulle" ... Mundart ist stark - das Mundartspektakel im TRIXI-Park Großschönau http://www.rulledulle.de
|
|
der Oberlausitzer Verlag
in Spitzkunnersdorf - mit regionalen Bildbänden, Sagenhaftes aus der Oberlausitz, oberlausitzer Küche, die Mundart & Bräuche der Oberlausitz, Wandern und Ausflüge in die Oberlausitz, Bildkalender mit Informationen und Motiven über die Oberlausitz http://www.oberlausitzer-verlag.de
|
|
|
|
|
|
|
|
. . . die aktuellen Nachrichten aus und über die Oberlausitz . . . finden Sie >>> HIER <<<
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|